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Deutsche Bahn – mehr von allem

Dieser Beitrag ist Teil 6 von 6 der Beitragsserie "Aus den Notizen eines Bahnfahrers"

Die Deutsche Bahn ist mittlerweile leider eher dafür bekannt, ihren Kunden eine Menge Unannehmlichkeiten zu bereiten und damit Ärger und Streß zu verursachen. Um so mehr ist es mir eine Freude, mitteilen zu können, daß es ihr nach all dem Chaos, das sie bereits im Vorfeld meiner Fahrt nach Bonn veranstaltet hatte, dann doch gelungen ist, mich ohne größere Pannen an mein Ziel zu bringen. Das heißt natürlich nicht, daß ich dort pünktlich angekommen bin, doch betrug die Verspätung nur reichlich zehn Minuten, was für deutsche Verhältnisse heutzutage als pünktlich gelten muß. So kam ich dann doch recht entspannt in Bonn an.

Wie bereits berichtet, hatten sich die Planer für meine Rückfahrt, nachdem sie meine direkte Verbindung Anfang April bereits gestrichen hatten, am Ende des Monats jedoch offenbar gedacht, daß selbst die semi-direkte Verbindung mit einem Umstieg am Kölner Hauptbahnhof doch noch viel zu langweilig sei, und mir mitgeteilt, daß ich stattdessen von Bonn nach Siegburg und von dort dann nach Köln fahren solle, wobei sie mir für den ersten Abschnitt dieser Strecke ihre eigenen Dienste nicht mehr würden anbieten können, so daß ich auf die der Straßenbahn des Köln-Bonner Verkehrsverbunds würde zurückgreifen müssen. Immerhin war mir bereits im Vorfeld eine Empfehlung für die entsprechende Verbindung übermittelt worden.

Doch gestählt durch eine große Menge an Erfahrung im Reisen mit der Deutschen Bahn, traute ich dieser Empfehlung nicht so ohne weiteres und entschloß mich, etwas früher loszufahren. Etwas zeitlichen Puffer zu haben, ist ja immer gut, und bei der Bahn weiß man ja nie…

Den ersten „Ich hab’s ja gewußt“-Moment hatte ich bereits am Bonner Hauptbahnhof. Und ausnahmsweise konnte die Deutsche Bahn gar nichts dafür. Am Anzeiger der Straßenbahnhaltestelle entdeckte ich eine Laufschrift, die mir verkündete, daß am Bonner Bertha-von-Suttner-Platz ein Polizeieinsatz im Gange sei, aufgrund dessen die Linie 66 erhebliche Verspätungen erleide. Während ich schon überlegte, ob es nicht besser wäre, sofort auf ein Taxi umzusteigen, da die Linie 66 eben jene war, die mich nach Siegburg bringen sollte, lief die Meldung weiter und verriet mir, daß die Verspätungen nur in der Fahrtrichtung Bad Honnef zu erwarten wären. Puh, Glück gehabt.

Tatsächlich fuhr meine Bahn erst pünktlich ein und ich dann mit ihr los. Gute vierzig Minuten war ich nun früher unterwegs als von der Deutschen Bahn empfohlen. Das sollte wohl genügen, um pünktlich nach Köln zu kommen und meinen Zug nach Berlin zu erreichen.

Einige Minuten später verkündete die vor jeder Station erklingende Durchsage die in Kürze bevorstehende Ankunft am Bertha-von-Suttner-Platz. Herrje! Stimmte denn hier gar nichts? Wenn der Platz auf meiner Strecke lag, mußte der Polizeieinsatz doch wohl auch mich betreffen. Würde ich nun etwa doch aufgehalten?

Ich wurde nicht. Die Bahn hielt, Leute stiegen aus, andere Leute stiegen ein, die Türen schlossen sich und weiter ging’s. Ob ich einfach Glück gehabt und der Einsatz kurz zuvor geendet hatte oder ob die Meldung veraltet gewesen war – ich weiß es nicht. Ohne jegliche Verzögerung setzte die Bahn die Fahrt fort, überquerte den Rhein und langte nach reichlich zwanzig Minuten Fahrt glücklich am Siegburger Bahnhof an.

Wie ich nach einer kurzen Prüfung möglicher Verbindungen am Abend zuvor erfahren hatte, standen mir nun wenigstens vier Züge zur Auswahl. Genug Optionen, um von hier aus nach Köln Messe/Deutz zu kommen, wo ich meinen Zug nach Berlin heute erreichen würde, der aus mir nach wie vor unbekannten Gründen nicht am Kölner Hauptbahnhof halten konnte.

Da ich aus dem mir von der Bahn empfohlenen Plan noch wußte, daß mein Anschlußzug hier vom Gleis 1 verkehren sollte, lenkte ich meine Schritte dorthin. Es war ja durchaus anzunehmen, daß auch andere Züge in Richtung Köln dort verkehren würden. Ein Fahrstuhl brachte mich zum Bahnsteig hinauf. Als sich dessen Türen oben öffneten, fand ich mich unmittelbar vor einem Anzeiger wieder. Das erste, was ich dort zu lesen bekam, war die Information über die nächsten beiden Züge. Und die war alles andere als erfreulich, denn für beide wurde der komplette Ausfall der Fahrt verkündet.

Großartig! Das lief ja super!

Da ich keine Lust verspürte, jetzt den Informationsschalter oder einen Fahrplanaushang zu suchen, holte ich mein Handy hervor und rief die App der Deutschen Bahn auf. Eine kurze Suche über die nächsten zur Verfügung stehenden Verbindungen brachte mir nicht nur umgehend die Information, daß ich in einer Minute einen ICE nach Köln nehmen könnte, sondern auch die Erkenntnis, daß ich dafür auf dem falschen Bahnsteig stand. Ich befand mich am Gleis 1, der ICE, den ich nur wenige Meter von mir entfernt stehen sah, am Gleis 3. Eine Minute! Ob ich das schaffen würde?

Die Antwort auf diese Frage war: Nein.

Als ich mich dem Strom der den Zug verlassenden Menschen entgegen die Treppe zum Bahnsteig hinaufgekämpft hatte, konnte ich nicht mehr tun, als dem bereits abfahrenden Zug hinterherzuwinken.

Nun gut, der war weg. Die beiden nächsten, das wußte ich vom Anzeiger am Gleis 1, fielen aus. Da jedoch alle drei nicht auf meinem mir von der Bahn empfohlenen Plan gestanden hatten, machte ich mir keine Sorgen. Denn ein kurzer Blick auf eben diesen Plan, den ich in der App einsehen konnte, zeigte mir, daß der dort angekündigte Zug nicht ausfallen sollte. Allerdings wurde bereits eine Verspätung angezeigt, die jedoch nur eine Minute betrug. Und solange sie kleiner blieb als jene meines Zuges nach Berlin, für den bereits eine aktuelle Verzögerung um zehn Minuten angegeben wurde, war alles gut. Lediglich meine frühere Abfahrt in Bonn wäre dann nutzlos gewesen.

Doch ich hatte noch eine andere Option. Knapp zehn Minuten vor meinem geplanten Zug sollte hier am Gleis 3 noch ein weiterer ICE halten. Eigentlich waren es zwanzig, doch auch dieser ICE sollte gute zehn Minuten verspätet sein. Ich beschloß, es mit ihm zu versuchen. Sollte sich seine Verspätung noch vergrößern, könnte ich immer noch zurück zum Gleis 1 wandern, wo mein eigentlich geplanter Zug abgehen sollte.

Es war jetzt kurz nach halb zehn Uhr morgens. Eine gute halbe Stunde hatte ich nun Zeit. Ich setzte mich auf eine Bank und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Zunächst waren das jede Menge Durchsagen. Offenbar war der heutige Tag für die Bahn wieder einmal voller Probleme. Es vergingen kaum einmal fünf Minuten, ohne daß es in den Lautsprechern knackte und irgendeine Meldung durchgegeben wurde. Hier fiel ein Zug aus, weil es einen Notarzteinsatz gab, dort fuhr ein anderer gar nicht, weil am Zug technische Defekte aufgetreten waren. Hier am Bahnhof in Siegburg konnte man der Deutschen Bahn jedenfalls nicht vorwerfen, ihre Fahrgäste über das Geschehen im Dunkeln zu lassen. Dachte ich zunächst, daß es angesichts all dieser Durchsagen offenbar ganz schön viele Probleme gäbe, stellte ich bald fest, daß die hier betriebene Informationspolitik einigermaßen merkwürdig war. Nicht nur, daß man alle fünf Minuten den Ausfall derselben Züge verkündete – das könnte man ja durchaus als beflissenen Informationsdienst am Kunden betrachten. Nein, man gab auch Meldungen durch, über deren Sinnlosigkeit sich kaum streiten lassen dürfte. So hörte ich um 9:53 Uhr bereits zum zweiten Mal die Durchsage, die mich davon in Kenntnis setzte, daß der Zug nach Au am Sieg heute nicht wie geplant um 7:32 Uhr fahren, sondern stattdessen wegen eines Notarzteinsatzes ausfallen würde. Selbiges verkündete man für den Zug um 8:32 Uhr. Wozu? Die Abfahrtszeiten waren doch lange vorbei! Und so brachten mich diese Durchsagen lediglich zu der Frage, was das wohl für ein Einsatz sein mußte, der wenigstens drei Stunden lang reihenweise Züge ausfallen ließ, denn auch für das Ausbleiben eines eigentlich um kurz nach halb zehn Uhr verkehrenden Zuges gab er den Grund ab.

Da ich keine Antwort auf diese Frage finden würde, freute ich mich stattdessen wenig später über das Eintreffen des ICEs, der seine zehnminütige Verspätung immerhin nicht vergrößert hatte. Als Grund für die Verzögerung verriet mir eine weitere Durchsage am Bahnsteig die Verspätung eines vorausfahrenden Zuges. Der mußte aber irgendwo abgebogen sein, denn solange ich mich an dem Bahnsteig aufhielt, kam nur einer hier vorbei, und der fuhr gute fünfzehn Minuten vorher durch.

Dieselbe Zeitspanne später langte ich glücklich in Köln an. Noch viel glücklicher war ich, als ich feststellte, daß sich die zehnminütige Verspätung meines Zuges nach Berlin bisher nicht nur nicht vergrößert hatte, sondern daß er auch noch von eben dem Gleis abfahren würde, an dem ich gerade angekommen war.

Die zehn Minuten blieben auch die ganze halbe Stunde lang erhalten, die ich wartend auf dem Bahnhof Köln Messe/Deutz verbrachte. Als der Zug dann kurz vor elf Uhr den Bahnhof verließ, schien die Welt also noch in Ordnung. Mehr oder weniger jedenfalls. Für Bahnverhältnisse. Wenn ich aber gedacht hatte, daß das so bliebe, sollte ich bald eines Besseren belehrt werden.

Keine Stunde später – es war 11:44 Uhr und der Zug hatte Wuppertal passiert – knackte es im Lautsprecher des Waggons, in dem ich saß, und eine weitere der an diesem Tag so reichlichen Durchsagen brachte uns Fahrgästen die frohe Kunde, daß wir Bielefeld heute nicht sehen würden. Ein Halt sei dort nicht möglich. Kurz dachte ich an die Sperrung des Bahnhofs, doch erfuhr ich gleich darauf, daß es nicht der Bahnhof war, den man gesperrt hatte. Es war die Strecke.

Ich muß gestehen, ich konnte ein kurzes Auflachen nicht unterdrücken. Hatte ich etwas anderes erwartet?

Immerhin, so teilte man mit, würden wir nicht irgendwo herumstehen müssen, sondern stattdessen über eine andere Strecke umgeleitet werden. Leider würde das bedeuten, daß wir von Hagen aus ohne weiteren Halt bis Hannover durchfahren müßten. Alles in allem brächte uns das leider eine Verlängerung der Fahrt um hundert bis hundertzwanzig Minuten ein. Doch das, so beeilte man sich hinzuzufügen, sei nur eine Prognose.

Man ist offenbar vorsichtig geworden bei der Deutschen Bahn. Feste Zusagen macht niemand mehr, seit die Fahrpläne auch keine mehr darstellen. So war es auch nicht sonderlich verwunderlich, daß das Geschehen nicht nur von mir mit einem gewissen Galgenhumor quittiert wurde. Und das betraf nicht nur die Fahrgäste! Als ein Kellner durch den Waggon ging, um die zuvor bestellten Getränke auszuliefern, entspann sich zwischen ihm und dem hinter mir sitzenden Fahrgast folgender Dialog:

Kellner: „Wie möchten sie zahlen? Bar, mit Karte oder mit Gutschein?“
Fahrgast: „Ach, Gutschein geht auch? Stellen Sie mir einen aus?“
Kellner: „Haben sie keinen? Na, kriegen sie wahrscheinlich heute, wir werden ja zwei Stunden Verspätung haben…“

Inzwischen war es 11:55 Uhr geworden und wir hatten Hagen erreicht.

Da man sich über den Grund der Streckensperrung zunächst nicht weiter geäußert hatte, schaute ich ein weiteres Mal in die Handy-App der Deutschen Bahn, ob es irgendwelche diesbezüglichen Mitteilungen gäbe. Und tatsächlich wurde ich nicht nur fündig, sondern erhielt mehr Informationen, als mir lieb waren.

Die erste Meldung verkündete lapidar einen „Notarzteinsatz auf der Strecke“ und wurde unmittelbar gefolgt von einer zweiten, die die „Verspätung eines vorausfahrenden Zuges“ zum Besten gab. Na, Mensch, da war ja heute ganz schön was los bei der Bahn.

Doch damit nicht genug. Eine dritte Meldung griff den Notarzteinsatz der ersten auf und konkretisierte den Ort: es sei die Strecke zwischen Hamm und Bielefeld betroffen, irgendwo zwischen Rheda-Wiedenbrück und Oelde[1]Hier der etwas konfuse Originaltext der Meldung: „Notarzteinsatz auf der Strecke: Auf der Strecke Hamm (Westf) Hbf – Bielefeld Hbf zwischen Rheda-Wiedenbrück und Oelde. Es kommt zu … [Weiterlesen].

Für alle diese Meldungen war kein Zeitpunkt angegeben. Das änderte sich bei der vierten. Sie behauptete, von „Jetzt“ zu sein und lieferte einen dritten Grund:

Zwischen Hamm (Westf) Hbf und Bielefeld Hbf befinden sich Gegenstände in der Oberleitung. Die Züge halten am nächsten Bahnhof und warten dort die Dauer der Streckensperrung ab oder werden nach Möglichkeit umgeleitet.

Eine fünfte Meldung schließlich kam wieder auf den Notarzteinsatz zurück, verlegte aber dessen Ort:

Aufgrund eines Notarzteinsatzes zwischen Gütersloh Hbf und Hamm (Westf) Hbf ist die Strecke in beide Richtungen gesperrt. Die Streckensperrung dauert voraussichtlich bis 13:15 Uhr. Weitere Informationen folgen.

Tja. Da konnte ich mir jetzt wohl etwas aussuchen. Verwirrt studierte ich die fünf Meldungen und entdeckte dabei noch eine sechste, die als einzige einen konkreten Zeitpunkt nannte: 1. März 2024, 1:28 Uhr. Sie lautete: „Bauarbeiten. Der Zug hält ersatzweise in Köln Messe/Deutz Gl. 11-12. Bitte prüfen Sie Ihre Reiseverbindung kurz vor der Abfahrt des Zuges.“

Mal davon abgesehen, daß ich die Empfehlung im letzten Satz wenig hilfreich fand – das muß man meiner Erfahrung nach mittlerweile bei jeder Fahrt mit der Deutschen Bahn tun, egal, ob sie etwas meldet oder nicht -, wußte ich nun immerhin, warum ich so umständlich von Bonn nach Köln hatte fahren müssen.

Einer kurz nach dem Verlassen des Bahnhofs in Hagen durchgegebenen Meldung zufolge war unsere Verspätung nun bereits auf einundzwanzig Minuten angewachsen. Dabei hatten wir die Umleitung noch gar nicht erreicht. Immerhin wurde nun auch der Grund für die Streckensperrung durchgegeben. Es sei ein Personenunfall zwischen Rheda-Wiedenbrück und Oelde gewesen, der einen Notarzteinsatz erforderlich gemacht habe. Offenbar war Meldung Nummer Drei aus der Handy-App die richtige.

Reichlich zwanzig Minuten später – es war nun 12:20 Uhr – hielt der Zug überraschend in einem Bahnhof an. Sollten wir nicht bis Hannover durchfahren? Ich schaute aus dem Fenster und entdeckte ein Bahnhofsschild: Hamm. Das lag immer noch auf unserer Stammstrecke. Und eigentlich sollten wir laut den Informationen über die Fahrt des Zuges, die ich in der Handy-App gefunden hatte, heute hier gar nicht halten! Was war denn nun schon wieder los?

Wenn ich mich auf dieser heutigen Reise auch über vieles beschweren konnte – die Durchsagen in diesem Zug nach Berlin gehörten erfreulicherweise nicht dazu. Die Erklärung folgte prompt. Der Zugführer habe noch keinen Fahrplan für die Umleitungsstrecke erhalten. Da der aber erforderlich sei, müßten wir darauf jetzt warten. Nur auf die Frage, wie lange das dauern würde, schien auch der Schaffner keine Antwort zu haben. Jedenfalls äußerte er sich nicht dazu.

Sieben Minuten später folgte bereits die nächste Durchsage. Der Fahrplan sei jetzt eingetroffen, in Kürze gehe es weiter. Offenbar legte man sich mächtig ins Zeug.

Und tatsächlich: drei Minuten später waren wir wieder unterwegs und begaben uns auf die angekündigte Umleitung. Hatte ich angesichts der gegebenen Prognose eine Bummeltour durch die Lande erwartet, ging die Fahrt zu meiner Überraschung flott voran.

Als nach einer Weile – es war inzwischen 13:49 Uhr  – wieder eine Durchsage durch den Waggon schallte, gab es – zumindest unter den gegebenen Umständen – endlich einmal gute Nachrichten. Wir kämen, hieß es, sehr gut durch die Umleitung und bräuchten wohl noch etwa fünfundvierzig Minuten bis Hannover.

Als ich eine knappe Viertelstunde später aus dem Fenster blickte, bemerkte ich überrascht, daß hinter uns die Porta Westfalica dem Horizont entgegenrückte. Ganz offensichtlich befanden wir uns bereits wieder auf der Stammstrecke unseres Zuges. Na, das ging ja fix.

Auch das Zugpersonal hatte ganz offensichtlich diesen Eindruck und wollte nicht versäumen, die Fahrgäste daran teilhaben zu lassen. Die Prognose sei angepaßt worden, hieß es in einer entsprechenden Durchsage, wir würden Hannover bereits um 14:34 Uhr erreichen. Gegen 16 Uhr seien wir dann Berlin. Nun, wenn sich das tatsächlich bestätigte, wäre das eine knappe Stunde früher als ursprünglich vorhergesagt.

Als wir um 14:38 Uhr Hannover verließen, betrug unsere Verspätung gute siebzig Minuten. Wahrlich kein Grund zur Freude, doch angesichts der ursprünglich prognostizierten Ankunft war, wie mir schien, trotzdem niemand ernsthaft verärgert. Auch meine Verstimmung hielt sich in Grenzen. Zum einen lag die Ursache heute tatsächlich nicht in der Verantwortung der Bahn, zum anderen hatte man alles in allem die Situation gut gehandhabt. Die nötigen Informationen waren prompt durchgegeben worden und hatten stets über die Lage informiert. Und ganz offensichtlich hatte man auch alles Menschenmögliche dafür getan, die Auswirkungen so gut wie möglich zu minimieren. Lediglich die Handy-App hatte mit ihrem Verwirrspiel hinsichtlich der einander widersprechenden Meldungen das Bild etwas getrübt.

So kam ich trotz des holprigen ersten Teils der heutigen Fahrt zu guter Letzt doch noch gut und einigermaßen streßfrei in Berlin an. Dennoch muß ich, wenn ich rückblickend alle Umstände dieser Reise nach Bonn und zurück, von der Buchung bis zu den Fahrten, zusammen betrachte, wieder einmal feststellen, daß bei der Deutschen Bahn derzeit einiges im Argen liegt. Entspanntes Reisen sieht anders aus. Doch anstatt mich aufzuregen, nehme ich es lieber mit Humor. Schließlich habe ich heute von allem ein wenig mehr bekommen, als zu erwarten gewesen wäre: mehr Umstiege, mehr – teils verwirrende – Meldungen in der App, mehr – teils ebenso verwirrende – Durchsagen, mehr Strecke und schließlich mehr Zeit im Zug. Und das am Ende sogar noch für weniger Geld. Denn wegen der Verspätung darf ich mich auf eine teilweise Rückerstattung freuen. Und dann habe ich vielleicht auch einen Gutschein…

Referenzen

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1 Hier der etwas konfuse Originaltext der Meldung: „Notarzteinsatz auf der Strecke: Auf der Strecke Hamm (Westf) Hbf – Bielefeld Hbf zwischen Rheda-Wiedenbrück und Oelde. Es kommt zu Verspätungen in beide Richtungen im Fernverkehr der Deutschen Bahn.“