Für meinen Vater

Zum 80. Geburtstag

Im neunzehn-einundvierziger Jahr,
Krieg tobte in allen Breiten,
erblicktest Du das Licht dieser Welt,
die alles war, nur nicht zum Besten bestellt,
in jenen gar dunklen Zeiten.

Ein schwerer Anfang war es fürwahr,
der Dir auf Erden beschieden,
Denn Not und Elend bemaß man nach Jahren,
bis niedergerungen die Kriegstreiber waren
und endlich einzog der Frieden.

Und blieben die Zeiten zunächst auch schwer,
das Leben begann, sich zu lichten,
Als Jüngster umsorgt vom Familienrund,
brachte die Kindheit manch frohe Stund‘
und die Schule auch erste Pflichten.

In Schule und Lehre, da lerntest Du,
auf Dein Können stets zu vertrauen.
Und daß dieses groß war, sprach rum sich flott,
schon stand vor der Tür die FDJ –
es galt, ein Land aufzubauen.

Talent und Können auch beim Gesang
mußt‘ man neidlos Dir zuerkennen.
Man fragt‘ „Wo spielt denn das Radio so schön?“
Dabei konnt‘ man Dich singend sitzen seh’n
auf dem Dach, beim Bau von Antennen.

Und auch am Sonntag, beim Tanz, gabst Du gern
eine kleine Gesangseinlage,
Du gefielst einem Mädchen, und sie Dir auch sehr,
Ihr traft Euch wieder, daraus wurde mehr.
Bald stelltest Du DIE eine Frage.

Ihre Antwort war „Ja“! Und daraus entstand
eine wunderbar lange Ehe,
Ihr habt stets geliebt, viel gelacht, kaum geweint,
und was auch geschah, Ihr standet vereint,
ganz gleich, ob in Wohl oder Wehe.

Dabei war es anfangs gar nicht so leicht,
gemeinsam durch’s Leben zu gehen.
Erst Wehrdienst, dann Studium führten Dich fort,
zu näherem oder auch fernerem Ort,
Ihr konntet Euch selten nur sehen.

Und dann war’s geschafft. Doch mit dem Erfolg
kamen neue Herausforderungen.
Die Arbeit führte Euch nun nach Berlin,
gemeinsam zogt Ihr für immer dorthin,
Ihr und Eure beiden Jungen.

Die eigene Wohnung nach einigen Jahr’n,
die konntet Ihr nicht einmal testen.
Die Kultur zu vertreten im fremden Land,
hat man gern ’nen fähigen Mann zur Hand.
Drum schickte man mit Dir den Besten.

So ging es nach Ungarn, nach Budapest,
Kulturen sollt’st Du verbinden,
Künstlern zu helfen warst Du stets bereit,
Beruflich war’s Deine glücklichste Zeit
Und der Abschied schwer zu verwinden.

Noch weitaus schwerer wurde es dann,
als sie’s Ende des Landes beschlossen.
Erst standen sie auf für Demokratie,
dann beugten sie für D-Mark das Knie,
das hat Dich dann doch sehr verdrossen.

Doch Aufgeben war keine Sache für Dich,
Man konnte Dich nicht unterkriegen.
Du fingst nochmal ganz von vorne an,
wurdest Heizölverkäufer und ließest dann
den Kunden das Öl nie versiegen.

Bei Dir hatte selbst der Krebs keine Chance
und suchte verzweifelt das Weite.
Bei Dir Fuß zu fassen hat er nicht geschafft.
Du schlugst ihn mit Mut und mit Willenskraft
Und mit der Frau an Deiner Seite.

Nun hast Du die runde Achtzig erreicht,
Ein Meilenstein, gar keine Frage.
Und auch, wenn es schon mal hier und da zwickt,
nicht jedes Gelenk mehr ganz so leicht knickt,
für Dich ist das kein Grund zur Klage!

Sicher wirst Du mit Deinen nun achtzig Jahr’n
auf manch Vergang’nes rückschauen.
Doch bitte nur aus historischem Grund,
Denn besser sollt’st Du nach vorn blicken und
stets auf die Zukunft vertrauen.

Die Achtzig, was für ein Meilenstein!
Ein großer Geburtstag! Ein runder!
Ich denke, wenn Du so weitermachst,
mit Optimismus das Leben anlachst,
wär’n hundert Jahre kein Wunder.

© 2021, Alexander Glintschert. Alle Rechte vorbehalten.