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An meinen verschwundenen Fußabtreter

Es war einmal ein Abtreter,
der lag vor meiner Tür.
Ob ich kam früher oder später,
stets putzte er mir meine Treter,
er war bezweckt dafür.

Drauf war ein nerd’ger Spruch zu seh’n,
Mit Zeichnung noch dazu.
Wer stand vor meiner Türe, draußen,
Las „Innen größer als von außen“
und fragte sich „Nanu?

Was meint denn dies? Was soll das nur?
Es läßt mir keine Ruh!
Komm, sag mir schnell, was heißt denn das?“
Für mich war’s stets ein Heidenspaß,
wenn ich sagt‘: „Dr. Who!

Ja, kennst Du denn den Doktor nicht?
Das kann doch gar nicht sein!
Mit seiner Tardis eilt geschwind
durch Raum und Zeit er wie der Wind!
Du, das ist wirklich fein!

Das Fluggerät, sieh her, das ist
’ne Zell‘ für’s Telefon!
Sieht eng aus, wenn du draußen bist,
doch wenn Du durch die Türe trittst,
ist’s groß wie ein Salon!

Ach was, Salon, wie ein Palast,
wo reiht sich Saal an Saal.“
Gar mancher schaut‘ verständnislos,
und fragt‘ sich: „Wovon red’t der bloß?
Ach! Ist ja auch egal…“

Egal war mir mein Abtreter
nun ganz und gar nicht. Nein!
Ich freute mich, wenn ich ihn sah,
was beinah jeden Tag geschah,
wenn ich ging aus und ein.

Doch als heut‘ früh ich frohen Sinns
trat vor die Schwelle her,
da fühlt‘ beim Tritt sich’s komisch an,
so sah ich hin und merkte dann,
der Platz vor ihr war leer.

Wie’s schien, hatt‘ wohl sein Werk getan
Ein Dieb vergang’ne Nacht.
Gekommen leis‘, verschwunden auch,
hatt‘ er, die Matte vor dem Bauch
sich aus dem Staub gemacht.

Nun war mein Fußabtreter fort,
traurig war’s mir zumut‘.
Und alles, was zu tun mir blieb,
war, zu verdammen diesen Dieb,
den bösen Tunichtgut!

Doch als die Wut mich dann verließ,
sah milder ich die Tat.
Es war, ging es mir durch den Kopf,
vielleicht ein wirklich armer Tropf,
der mich bestohlen hat.

Es könnt‘ doch sein, daß er, wie ich,
den Doktor sehr verehrt.
Drum wollt‘ er auch stets so ein Stück,
Doch ohne Geld hatt‘ er nie Glück,
es blieb ihm stets verwehrt.

Ob’s wirklich so gewesen ist,
oder auch nicht – egal!
Ich kann stets auf ihn böse sein,
Ich kann ihm aber auch verzeih’n,
Das ist für mich die Wahl.

Im ersten Falle habe ich
den Kopf stets voller Wut.
Ich male mir Vergeltung aus,
komm niemals aus dem Ärger raus.
Das tut mir gar nicht gut.

Drum laß den Ärger schnell ich los
und üb‘ mich im Verzeih’n.
Vergeltung? Pah! Die kann ich missen.
Es mag lediglich sein Gewissen
des Diebes Strafe sein.

So liegt mein Abtreter seit heut‘
vor einer and’ren Tür.
Mir hat er immer sehr genutzt,
mein Schuhwerk sauber abgeputzt.
Ich dank‘ ihm sehr dafür.