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Gedanken zum Jahreswechsel…

Dieser Beitrag ist Teil 2 von 8 der Beitragsserie "Gedanken zum Jahreswechsel"

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wieder einmal ist Silvester. Und ich schwänze auch dieses Jahr die Party. Es ist nicht das erste Mal.

In den Tagen und Wochen vorher bekommt man oft die Frage gestellt, was man denn Silvester mache. Kommt die Reihe an mich, Antwort zu geben, sage ich einfach:
„Nichts!“
„Wie, nichts?“
„Na, nichts! Ich bin zu Hause!“
„Aber es ist doch Silvester! Das mußt Du doch feiern!“

Muß ich? Wieso eigentlich?

Meistens fällt es mir schwer, zu einem festgelegten Zeitpunkt auf Abruf in Feierlaune zu kommen. Und dieser Zeitpunkt ist ja schon besonders willkürlich. Irgendwann in der Geschichte der Menschheit hat jemand gefunden, daß es eine gute Idee wäre, die vergehende Zeit in feste Abschnitte einzuteilen. Irgendwie konnte er die Anderen davon überzeugen, wie toll seine Idee ist. Gute Argumente gab es sicher zuhauf. Beispielsweise vereinfacht es Verabredungen ungemein. Wahrscheinlich waren sich alle schnell einig über das Grandiose dieser Idee. Über die Anzahl der Abschnitte, ihre Bezeichnung, ihren Anfang und ihr Ende konnte dann allerdings im Laufe der Geschichte keine Einigung erzielt werden. So änderte man immer mal wieder den Kalender, aus den unterschiedlichsten Erwägungen. Und auch heute gibt es bei verschiedenen Völkern durchaus verschiedene Kalender. Es gibt sogar Menschen, die nach zwei Kalendern gleichzeitig leben. Kommt man da eigentlich nicht durcheinander?

Wie ich so darüber nachsinne, kommt mir der Gedanke, doch mal im Internet über Kalender nachzuschlagen. Im Bereich „Schlagzeilen“ liefert mir Google gleich einen passenden Artikel der Frankfurter Rundschau: „Zählt, wie es Euch gefällt – Kalender im Wandel der Zeit“. Veröffentlicht vor etwa zwei Stunden. Wie überaus passend. Als hätte ich gefragt.

Daß wir den Jahreswechsel heute feiern, ist also lediglich eine willkürliche Festlegung. Wäre es nicht besser, das im Sommer zu tun? Da wäre es doch viel wärmer. Das müßte doch gerade jene freuen, die sich jetzt am Brandenburger Tor oder anderswo im Freien bei einer der vielfältigen Silvesterparties den Hintern abfrieren. Obwohl, in diesem Jahr geht’s ja noch. Wir haben ja fast frühlingshafte Temperaturen. Dennoch. Silvesterparty im Freien, wo’s kalt ist? Laßt mich kurz nachdenken… Nein.

Und was heißt überhaupt heute? Zwar wird der Gregorianische Kalender heute rund um die Welt in vielen Ländern verwendet und es feiern die Menschen dort Silvester auch am heutigen Tag, aber wegen der Zeitzonen ist das ja relativ. Während wir uns also am Nachmittag des 31. Dezember auf den Jahreswechsel vorbereiten, haben die Australier ihn längst vollzogen. Ob die da auch so sinnlos rumballern wie wir hier? Und wenn alle rund um den Erdball das genau so machen, zieht dann das Silvesterfeuerwerk wie eine riesige La-Ola-Welle um die Welt? Kann man das vom Weltraum aus sehen? Hat das eigentlich schon mal jemand die Kosmo- oder Astronauten auf der ISS gefragt?

Doch ich schweife ab. Weder ist also der Jahreswechsel ein ehernes Datum, noch begehen ihn alle Menschen der Welt zur selben Zeit. Das ist natürlich ein wirklich schöner Grund, nicht auf Bestellung in Feierlaune zu verfallen. Und man kann darüber auch sehr gelehrt und lang dozieren. Vielleicht würde man den einen oder anderen sogar überzeugen.

Doch warum ich heute nicht auf einer Party bin, sondern stattdessen gemütlich in der warmen Stube sitze und bei einem Glas Rotwein und ruhiger Musik über den Jahreswechsel sinniere, das neue Jahr erwarte und mir den einen oder anderen Gedanken durch den Kopf gehen lasse, auf das alte 2017 zurückschaue und überlege, was ich denn im nächsten Jahr so tun oder lassen möchte, hat einfach den einen Grund: ich will es so. Es ist schön. In all dem Trubel und der Hektik, die die heutige Zeit so mit sich bringt, in der man so oft meint, das Heft in der Hand zu halten und dabei gar nicht merkt, daß man tatsächlich nur ein Getriebener ist, tut es gut, einfach mal innezuhalten und nicht dem allgemeinen Trend zu folgen, mich zurückzuziehen, von der Welt um mich herum für ein paar Stunden Abstand zu nehmen und mich ganz auf mich zu konzentrieren. Und dafür ist ein willkürlich festgelegter Jahreswechsel gar nicht mal der schlechteste Zeitpunkt.

In diesem Sinne: Ein gesundes, neues Jahr Euch allen. Laßt es ruhig angehen!